Relativ Low-Budget zu einem brauchbaren Wig Schweißgerät

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glenn

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Hallo,

ich wollte mir schon länger mal ein Wig Schweißgerät anschaffen. Ein Exemplar chinesischer Massenproduktion entspach dabei nicht unbedingt meinen Wertvorstellungen. Wiederum vernünftige Geräte europäischer Produktion waren mir für ein wenig rumspielen zu kostenintensiv oder aber wogen 300kg.

Irgendwann stellte ich mal fest, dass in der Bucht alte Wig Schweißgeräte, die lediglich über eine Streichzündung (bzw. Lift-Arc) verfügen gelegentlich günstig zu bekommen sind.

Kurz darauf konnte ich mich mal wieder nicht zusammenreißen (der Herstellerschriftzug passte so schön zu meiner Mag Anlage) und kaufte eines dieser Geräte

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Ein Ess 130GS. Dabei handelt es sich um ein stufengeschaltetes Wig Schweißgerät. Nachdem ich anfänglich ein paar Probleme mit der fallenden Sicherung hatte kam ich mit Paul ins Gespräch. Dabei fiel das Wort HF. Aber moment mal mein Gerät hat doch überhaupt keine HF Zündung? Ah ja nach einem Blick in den Schaltplan wurde klar, dass dieses Gerät 1975 optional mit einer HF Zündung ausgerüstet wurde.

Um das Gerät zu testen musste ich erstmal ein Schlauchpaket besorgen, da keins bei der Auktion dabei war. Wie es der dumme Zufall wollte hing bei einen Industrieverwerter in der Gegend ein ziemlich neuwertiges 4m Abicor Binzel SR 26, dessen Steckerbelegung auch noch Plug and Play passte seit einigen Monaten herum. Also nicht lang gezögert und das Teil für kleines Geld gekauft, auch wenn es eigentlich viel zu groß ist (ich versuche nur das zu nehmen, was günstig zu beschaffen ist und da muss ich solche Kompromisse wohl oder übel eingehen).

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Daheim angekommen erstmal die Streichzündung getestet und festgestellt, dass man verdammt mit den Druck der Nadel aufs Werkstück aufpassen muss und irgendwie ist die Nadel letzendlich trotzdem immer stumpf geworden und verschmutzt, da sie anbackte. Dagegen sahen die Videos bei Youtube mit einer HF Zündung immer viel cooler aus. Da ist es schon wieder dieses Wort, dass die Spreu vom Weizen trennt, bzw. die Elektrodenschweißgeräte von den echten Wig Geräten :mrgreen: Da viel mir ein bei Ebay gabs doch gelgentlich so seltsame Zündgeräte. Naja erstmal ahnungslos eins ersteigert, dass auch unverzüglich eintraf.

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Wie soll ich sagen, die Größe davon war beeindrucken und ich stellte schnell fest, dass Ding ist groß...viel zu groß für mein zierliches Gerät. Anschließend informierte ich mich erst einmal richtig bei Paul zu dieser Technik und musste feststellen, so wird das auf einfachen Wege nix. Das Zündgerät hat keine sogenannten Triggerkontakte. Es vergingen Tage...

Fortsetzung folgt...
 
Weiter gehts.

Nachdem das Messer Griesheim Zündgerät vor allem an der Größe aber auch an den nicht vorhandenen Triggerkontakten (was eine zusätzliche Schaltung erforderlich gemacht hätte) gescheitert ist musste eine Alternative her.

Dank eines netten Hinweises habe ich dieses Gerät gekauft

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Dabei handelt es sich um ein ansatzweise modernes HF Zündgerät, wie es wohl u.a. in Gleichstrom und Wechselstromwiggeräten(invertern?) Einsatz findet.

Hier nun die Theorie der Verkabelung:

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Im wesentlichen wird die Hochspannung parallel zur Schweißspannung eingespeist, solange die Schweißspannung nahe der Leerlaufspannung ist (also die Triggerspannung größer 42V ist, also kein Schweißstrom fließt) erzeugt das Zündgerät Hochspannung und diese führt dann bei einem vernünftigen Abstand zwischen Werkstück und Brenner unter Argon zu einen Blitz, der den Lichtbogen zündet.

Die restlichen Komponenten, also die Sperrdrossel, der Widerstand und der Kondensator (RC Kombination) dienen der Schadensbegrenzung gegen die Hochspannung. Diese könnte zum Beispiel den Gleichrichter grillen, wenn sie in die falsche Richtung wandert. Aus diesem Grund wird die Impulssperrdrossel verbaut. Diese soll hochfrequente Spannungen herausfiltern (Tiefpassfilter?). Sollte diese versagen und dennoch eine Hochspannung vor der Sperrdrossel anliegen steht zusätzlich die RC Kombination zur Verfügung. Man entschuldige die laienhaften Ausdrücke.

So sieht die Installation der Komponenten aus. Es war zwar sehr eng, aber ich bin mit zwei verschweißten Flacheisen als Halter sehr gut ohne weitere Gehäusearbeiten zurecht gekommen.

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An dieser Stelle nochmals vielen Dank an den Osterhasen.

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Nachdem diese Arbeit erledigt war stoppte der Fortschritt auch schon wieder. C. bzw. das äqzuvalent mit Lageranschluss war nicht in der Lage alle Teile korrekt wie dokumentiert in ein Paket zu legen (Es fehlt die RC Kombination).

Fortsetzung folgt.
 
Hallo Glenn,

toll dokumentiert, bin gespannt wie das Gerät funktioniert. Sieht jedenfalls grundsolide aus. :top:

Gruß,
Phil
 
Genialer Bericht :top:
Da bekomm ich doch glatt auch Lust darauf meinen vom Schrott geretteten und restaurierten Schweißinverter auf HF-Zündung aufzurüsten. :allesgut:

PS
 
powersupply schrieb:
meinen vom Schrott geretteten und restaurierten Schweißinverter

Wo zum Teufel findet man solche Schätzchen? Dann kann ich mit den China-Krempel sparen.

Gruß,
Phil
 
Da ich heute Nachmittag noch Zugriff zu einer Aderendhülsenzange und ein paar blauen M10 Kabelschuhen hatte konnte ich das Projekt weiter vorangbringen.

Zuerst habe ich die RC Kombination zusammengelötet, mit Flüssigkunstoff versiegelt und einen Platz zur Befestigung gesucht.

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Anschließend noch den Rest nach obigen "Schaltbild" verkabelt und anschließend ein paar Kabelbinder verbaut

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Und dann kam auch schon der Test


Mit der ersten goldenen 2.4er Nadel hatte ich gelgentlich Zündprobleme. Nachdem ich eine andere spitzer angeschliffene (habe den Trick des Anschleifens noch nicht ganz drauf) probiert habe, war soweit alles in Ordnung. Also vorerst funktioniert alles bestens.

Einen Nachteil hat die bisher durchgeführte Installation noch. Das HF Zündgerät ist in jedem Schweißmodus im Betrieb so auch bei MMA. Um diesen Missstand zu beheben müsste ich nochmal einen weiteren Schaltschütz verbauen, aber ob das jemals drankommt, weiß ich noch nicht, da max. mögliche 95A bei MMA nicht gerade die Wucht sind. Die Ansteuerung des Magnetventils taugt dazu leider nicht, da es ein 42V Ventil ist.

Übrigens könnte ich mich darüber totärgern, dass ich nicht zeitnah den Halter des Zündgeräts und der Sperrdrossel lackiert habe, nachdem klar war, dass das so bleiben kann. Nun hab ich nämlich keine Lust mehr alles zu demontieren nur für ein bisschen Farbe.

Ich möchte an dieser Stelle nochmals an Paul meinen größten Dank aussprechen, hätte er mir nicht unermüdlich Fragen zu dieser Technik beantwortet, so hätte ich dieses Projekt wohl nicht durchführen können.

Schönen Abend

Glenn
 
RST Driver schrieb:
Wo zum Teufel findet man solche Schätzchen? Dann kann ich mit den China-Krempel sparen.

Gruß,
Phil

Ich hab bei der Arbeit mal mit einem Schweißer, der bei uns Schienen schweißte, über seine Erfahrungen zur Lebensdauer von Invertern gefragt. Da erzählte er mir, das ihm eigentlich keine Probleme bekannt wären, aber sein Chef ein Gerät hätte, das nach der Reparatur zum zweiten Mal defekt wäre.
Daraufhin bin ich mal bei denen vorgefahren und hab den Chef selber gefragt. Für 20€ hab ich dann einen 250A Klopper mitbekommen. Allerdings hatte ich dann auch Glück, dass Nur das Leitungsteil hochgegangen war. Das aber richtig, also mit weggebrannten Leiterbahnen und komplett gestorbenen Transistoren und Netzgleichrichter. Aber die übrige Ansteuerelektronik war heile! :top:
Nachdem dann der billige Chinagleichrichter beim ersten richtigen Test gleich wieder hochgegangen ist hab ich was amtliches auf einen alten Prozessorkühler geschraubt. Der hält nun :weld:

S
 

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Sehr netter Inverter. Aber um an einem Inverter Reparaturen durchzuführen gehört wohl im Zweifelsfall schon einiges mehr an Erfahrung, Wissen und hochwertiger Messtechnik dazu, als bei einem Trafogerät.

Da ich im Moment noch nicht viel Wert auf Mobilität lege mag ich Trafogeräte sehr gern. Der größte Vorteil für mein Gewissen ist die theoretische Möglichkeit, dass im Totalschadensfall sie oft sogar gewinnbringend zur Rohstoffgewinnung veräußert werden könnten.

Meine nächsten beiden Spinnereien werden wohl auch wieder auf Recycling beruhen. Einmal einen dem internationalen Standard angepassten Vorschubkoffer für ein Compakte 315.1 zu basteln, um daraus ein brauchbares MAG Schweißgerät zu machen. Und dann spukt mir schon wieder im Kopf herum, dass mein alter 300A MMA-Schweißgleichrichter der viel Platz wegnimmt, vlt. auch noch zu einem funktionalen Wig Schweißgerät taugen würde. Mir schwebt eine Art großzügig ausgelegtes Vorschaltgerät vor, bei dem ich die zu groß ausgefallenen Komponenten diesen Projektes hier verbauen könnte.

Dieser alte Zauber des selbstgemachten fasziniert und motiviert mich irgendwie.
 
DomiAleman schrieb:
powersupply schrieb:
...das nach der Reparatur zum zweiten Mal defekt wäre...

Ist das Innenleben von Esseti?

War ein Tippfehler :crazy: Sollte heißen "war".
Trotzdem Danke der Nachfrage :top:
Das innenleben ist ein Esseti. Nur wollen die natürlich nix mehr von dem OEM-Gerät wissen. Das von Dir verlinkte ist etwas neuerer Bauart als mein Klopper.

PS
 
Hallo nach Thüringen,

haben Sie das Schweißgerät noch ???
Ich bräuchte mal Hilfe .

mfg aus 51674 Wiehl
 
sigurt schrieb:
Hallo nach Thüringen,

haben Sie das Schweißgerät noch ???
Ich bräuchte mal Hilfe .

mfg aus 51674 Wiehl

Moin.. um welches Gerät aus dem Thread geht es denn? Und welches Problem hast du damit

DoMi
 
Ich nehme an, dass er das Gerät von glenn meint.
sigurt schrieb:
Hallo nach Thüringen,

Nur hat der hier seit längerem nicht mehr mitgeschrieben.

PS
 
Hallo Glenn, Hallo alle Freunde der alten Trafo-Wig Geräte,
letzte Woche habe ich sehr günstig ein
ESS 160 GS bekommen.
Da ich eine Liebe zu historischer Technik habe und beruflich seit ca. 30 Jahren das WIG Verfahren benütze, möchte ich den ESS
Fuer den Heimgebrauch nützen.
Leider lässt sich der Wig Schweißstrom Bereich nicht schalten, egal welchen Bereich ich wähle, ich erhalte immer ca. 125 A.
(mit Zangenamperemeter gemessen)
Da der Hersteller mit einem Schaltplan nicht weiterhelfen will habe ich ein Bitte:
Vielleicht kann mir jemand einen Schaltplan
Zukommen lassen.
Vielleicht hilft auch der Schaltplan eines ähnlichen Gerätes etwas weiter. Vielleicht ist der ESS nicht130 GS ähnlich.
Mein ESS würde wahrscheinlich 1971 gebaut.
( Aufdruck am MP Kondensator)
Vielen Dank für eure Bemühungen.
Didi
 
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