Hi,
Vorweg, das wird ein längerer Beitrag - wer meine "geistigen Ergüsse" nicht lesen mag, bitte einfach weiter scrollen.
Grundsätzlich ist mir das Herkunfts- bzw. Fertigungs-Land egal, wenn:
. Der Hersteller offen damit umgeht und das Produkt bzw. die Dokumentation entsprechend kennzeichnet.
. Der Hersteller generell kein "Geschiss" darum macht und ehrlich auf eine Nachfrage durch den Kunden antwortet.
. Es üblich/ gemeinhin akzeptiert ist. Ich denke wir wissen alle das man um China, Taiwan, Korea etc. bei vielen Produkten heute nicht umhin kommt.
. Der Hersteller reale Verantwortung übernimmt, bis zu einem gewissen Punkt geht das nur in dem man darauf vertraut. Werden da dann massive Diskrepanzen zwischen Aussendarstellung und Realität bekannt, kann der Hersteller sicher sein mich als Kunden zu verlieren. Bis zu so einem Punkt bin ich aber absolut bereit den namhaften Herstellern und deren Darstellungen erstmal zu vertrauen. Das gilt insbesondere für die schon angesprochenen eigenen Werke bis hin zu einer Verbürgung für die zu erwartende Qualität.
. Der Kunde nicht durch potentes Marketing und bewusstes agieren innerhalb einer großzügig ausgelegten "Grauzone", dann mehr oder weniger absichtlich in die Irre geführt wird.
. Der Hersteller sich dadurch nicht gewissen Grundverantwortungen im eigenen Land entzieht.
. Die Qualität der entspricht die ich von diesem Hersteller erwarte.
Womit ich nicht nicht einverstanden bin:
. Hersteller (und das betrifft insbesondere kleine/"mittelständische", eigenverantwortlich handelnde, Unternehmen aber auch Einzelpersonen in China, Pakistan etc.) die bewusst Produkte anbieten die sich nur deshalb absetzen lassen, weil eine besondere Nähe/Ähnlichkeit (ob durch Design, Funktion, oder sonst wie) zu geschützten Markenprodukten etablierter (westlicher) Hersteller vorhanden ist bzw. suggeriert wird - aber noch gerade eben innerhalb einer Grauzone liegen der mit üblichen Rechtsmitteln nur sehr schwierig/aufwändig bis gar nicht beizukommen ist.
. IP theft.
. Ausbeutung, Menschenhandel, Menschenrechtsverletzungen, unzureichende Arbeitnehmerechte, unzureichender Arbeitsschutz, unzureichende Arbeitssicherheit, kein Umweltschutz, keine/wenig Nachhaltigkeit ... . Und genau da wird es dann kompliziert, weil immer erst eine Katastrophe passieren muss bevor es mal wieder - und dann auch nur für kurze Zeit - in den Fokus rückt. Und die Länder in denen es vorrangig passiert mittlerweile eine zu große wirtschaftliche Macht/Stellung haben als das man durch Verhandlungen auf politischer und privatwirtschaftlicher Ebene noch beikäme. Da hätte man sich vor einigen Jahrzehnten drum kümmern müssen.
. Sicherheitsrelevante Bauteile unklarer Herkunft/ ohne greifbaren Hersteller und ohne nachgewiesene Qualität etc.
Tatsache ist, von dem Punkt wo wir uns mittlerweile befinden gibt es wohl kein Zurück mehr. Wir werden uns noch eine Weile mit "Made in XXX from global components" ein bisschen die "alte Welt" romantisieren und in ein paar Jahren interessiert das vermutlich nur noch eine kleine Minderheit.
Das mag im Maschinen- und Anlagenbau noch etwas länger dauern bis "Made in Germany/(XXX)" aus den Köpfen verschwunden ist, aber auch dort wird es so kommen.
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Mal ein Beispiel aus der Praxis:
Eine Anlage für ein Land in Süd-Amerika, in der Spezifikation steht drin das bestimmte Schrauben "Made in USA" sein müssen, was mit Ursprungszeugnissen/Herkunftsnachweisen etc.pp. nachzuweisen ist. Dann fragt man die bekannten Lieferanten an und kriegt nur Absagen. Also Radius erweitern - bis eben zu Herstellern/Händlern in den USA - ebenfalls nur Absagen. Und warum? Die Produktion dieser "Standardschrauben" lohnt vor Ort nicht, die beziehen sie selbst schon seit Ewigkeiten aus China.
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Und schaue ich mir verschiedene Produkte an, die in China für namhafte Unternehmen/Firmen hergestellt werden, bzw. die dort im eigenen Werk produzieren und wo QS/QM stimmen, stelle ich fest das es meistens eher das persönliche Befinden als mangelhafte Ware ist, das mich von einem potenziellen Kauf abhält.
Und es ist tatsächlich meine persönliche Befindlichkeit, (m)ein romantisieren und träumen, das mich "erschaudern" lässt bei der Vorstellung bestimmte Produkte die heute noch "Made in Germany", "Made in USA", "Made in Japan" sind - irgendwann nicht mehr zu bekommen.
Und da wird es für mich, auf lange Sicht, bei den Herstellern liegen den Beweis anzutreten dass sie bei ihren internationalen Produkten (alle) meine Erwartungen voll erfüllen - wenn sie sich gegen lokale Produktionsstandorte entscheiden und trotzdem weiter im Premium-Segment "spielen" wollen, mit entsprechenden Preisen. Dann muss einfach, verlässlich, alles passen. Sonst kann ich dann, auch woanders kaufen.
Der Name, bzw. die Marke ist nichts ohne die Vergangenheit und die Zukunft der Produkte - und der Name/ die Marke allein reicht mir nicht zur "Identifikation" mit einem Hersteller - da spielen viel mehr Faktoren eine Rolle.
Viele Grüße,
Oliver