Deutsches Werkzeug ist Verkaufsargument

Diskutiere Deutsches Werkzeug ist Verkaufsargument im Forum Werkzeug-Allerlei im Bereich Sonstige Foren - In manchen Regionen dieser Welt reichts schon aus wenn wenigstens Germany mit drauf steht :crazy: Das Typenschild mit abzulichten habe ich mir...
Öhm. War noch zu Zeiten in der alten Firma. Also 5+ Jahre.
Nee da steht nur neben dem Durchmesser "HSS" und "Germany" drauf. Sonst nichts und auch kein Zeichen. Wer die Dinger produziert hat, keine Ahnung. Adresse auf dem Koffer ist Norma in Irgendwo.
 
Eigentlich stellte ich die Frage mit Bezug z.B. auf Stahlwille: Zahlreiche Steckeinsätze sind "Germany" geprägt, was IMO zumindest spezifisch bei Stahlwille klar bedeutet, dass es "Made in Germany" ist, da ja nicht sowas wie "Designed in Germany" oder "CEO owns a car Made in Germany" :) drauf steht.
Vereinzelte Steckeinsätze wie insbes. grössere Schlagschraubersteckeinsätze sowie z.B. die (qualtitativ nicht so überwältigenden) 25er Ratschenschlüssel sind ohne Herkunftsangabe, ebenso gewisse Rundgriffe.
Gehe stets davon aus, dass bei Stahlwille (und auch bei anderen Werkzeugherstellern) alles was nicht irgendwie "Germany" angeschrieben ist, Importware ist. Habe allerdings ausser zu den 25er Artikel nichts besonders negatives aufzuführen.
Sofern die Qualität stimmt kann ich damit leben, obwohl ich Werkzeug aus DE, CH, USA, usw. bevorziehe. Ah, auch mit spanischem Werkzeug (z.B. Irega) habe ich z.T. sehr gute Erfahrung gemacht; Irega stellt übrigens sehr viele Rollgabelschlüssel im Private-Labeling-Auftrag her, u.a. auch für Stahlwille.
Auch mit Osteuropäischem Werkzeug habe ich kein Problem, dort wird die Qualität doch gesamthaft betrachtes einiges besser beherrscht als u.a. in China (wobei es dort auch z.T. eine Preisfrage ist).

Gut gehütetes OT Geheimnis: Bei gewissen CH Luxusuhren (einige Tausend EUR) wird die noble Schachtel in.. China hergestellt.
Schade, dass das Herstellungsland der Verpackung nicht auf der Verpackung selbst aufgeführt werden muss!!!

In anderen Bereichen werden Geräte aus Bauteilen, die vom Ausland stammen und Quasi als Baukit angeliefert werden innert Minuten zusammengesetzt und dank dem Mehrwert dann als Swiss Made verkauft. Weiss nicht mehr genau wie die aktuellen Regeln für die Definition der Ursprungslandes formuliert sind. Jedenfalls gibt es Hersteller, die sich stets ans Limit rantasten.

Genaue Vorschriften bzgl. Herkunft kenn ich kaum, da dies eine juristische Angelegenheit ist. Weiss auch nicht, ob dies überhaupt EU-weit einheitlich geregelt ist, oder ob jedes Land seine eigene Vorschriften durchsetzt.
Für CH Schokolade gilt z.B. eine Sonderregelung, das ja kaum inländischer Kakao drin ist. :)

Wird z.B. bei einem nehezu fertigen Gerät aus China die 2. Halbschale des Gehäuses noch in DE aufgesetzt und damit der Preis verdreifacht, gilt dies als Berechnungsgrundlage der Wertschöpfung? Dann kommen noch Argumente wie "das Design erfolgt in DE", usw...

Bzgl. Aufschriften vermute ich, dass sofern nur "Germany" auf einem Teil oder einer Verpackung steht, also ohne Zusatzangabe wie z.B. "Quality Controlled in", dies implizit "Made in Germany" voraussetzen würde, da es ansonste als willentlich irreführend betrachtet werden könnte.

Bei Hornbach habe ich mir mal das WGB Sortiment genauer angeschaut. Meinte, der Auftritt sei sehr geschickt, denn es entsteht irgendwie der Eindruck, als es wäre alles "Made in Germany" obhwohl dies nicht der Fall ist, wobei jedoch nirgends was formal rechtlich anfechtbar irreführendes nachweisbar ist. Also geschicktes Marketing, so dass sicher einige 08/15 Kunden davon überzeugt sind, DE Werkzeug zu erwerben. WGB, hier nur so als Beispiel, ist bei weitem kein Einzelfall.

Sinnvoll wäre es, die Herkunftsangaben einfach vorzuschreiben.
 
Herter schrieb:
Sinnvoll wäre es, die Herkunftsangaben einfach vorzuschreiben.
Das geht nur in der Theorie. Tatsächlich stammen z. B. Elektrogeräte aus zig Ländern. Akkus aus Korea, Kondensatoren aus Japan, vielleicht ein Getriebe aus Deutschland etc. Das Problem ist die so genannte Wertschöpfungskette. Wenn du einen Haufen internationalen Schrott hierzulande zusammensteckst, ist das "made in Germany", weil der größte Teil der Wertschöpfung hier stattfindet.
 
Herter schrieb:
Bei Hornbach habe ich mir mal das WGB Sortiment genauer angeschaut. Meinte, der Auftritt sei sehr geschickt, denn es entsteht irgendwie der Eindruck, als es wäre alles "Made in Germany" obhwohl dies nicht der Fall ist, wobei jedoch nirgends was formal rechtlich anfechtbar irreführendes nachweisbar ist. Also geschicktes Marketing, so dass sicher einige 08/15 Kunden davon überzeugt sind, DE Werkzeug zu erwerben. WGB, hier nur so als Beispiel, ist bei weitem kein Einzelfall.

Sinnvoll wäre es, die Herkunftsangaben einfach vorzuschreiben.

Das wird immer gezielter angewendet. Entweder mit Germany im Firmennamen oder mit den Farben Schwarz Rot Gold. Für mich ist das auch alles eine gezielte Täuschung. Interessant wird es dann wenn man die genaue Herkunft jedes einzelnen Artikels kennt, weil man als Händler mit Auslandsversand (Zollinhaltserklärung) die Infos benötigt. Manchmal echt erschreckend wo da alles zugekauft wird...

Auch wird oftmals ein Artikel wirklich in Deutschland gefertigt und dann wird die ganze Serie so vermarktet obwohl da 90% aus China und Co. sind. Kann einem ausversehen passieren :zunge:

Selbst bei Lebensmitteln wird das gerne eingesetzt mit einer regionalen Marke. Da wird dann in einem kleinen Mühlenladen Mehl aus eigener Produktion verkauft und dann gibt es noch Sonnenblumenkerne und Co., welches genau das Selbe suggeriert. Auf Nachfrage wo diese herkommen konnte der Inhaber das nicht einmal herausfinden...wird aber aus einem großen Sack in kleine Tütchen abgefüllt und damit einheimisch...

Deshalb kaufe direkt beim Erzeuger die Eigenprodukte die er auch selbst bewirtschaftet (Ein reiner Dinkelbauer hat nur eigenes Dinkelmehl oder Dinkelkörner. Ein Hühnerbauer hat nur eigene Eier und Hühner usw.) und nicht die ganze Handelsware aus dubioser Quelle :wink:

Dlawso59 schrieb:
Habe auch immer mehr den Eindruck:

"Die Endkontrolle liegt in der Hand des Kunden..."

egal ob made in Germany oder sonstwo.

Ich kontrolliere die meiste Ware bei Ankunft, aber vor dem Versand kann nochmal jeder Artikel genauer geprüft werden und da kommt vieles auf die Seite und nicht zum Kunden. Manchmal ist das echt erschreckend. Das beste ist aber der Umgang der Hersteller mit der minderen Qualität. Da wird einem groß und breit das Qualitätsprozedere erklärt und man merkt genau, wenn das alles eingehalten werden würde könnte nie soviel Müll durchrutschen. Auf dem Papier ist alles wie immer perfekt und deshalb besteht auch kein Handlungsbedarf :wink:
 
Ein_Gast schrieb:
Herter schrieb:
Sinnvoll wäre es, die Herkunftsangaben einfach vorzuschreiben.
Das geht nur in der Theorie. Tatsächlich stammen z. B. Elektrogeräte aus zig Ländern.
(...)
Wenn du einen Haufen internationalen Schrott hierzulande zusammensteckst, ist das "made in Germany", weil der größte Teil der Wertschöpfung hier stattfindet.
Du hast natürlich recht.

Mein Punkt war zuallererst, dass überhaupt mal alles angeschrieben wird.

Z.B. Hier in der Schweiz ist die Herkunftsangabe für Werkzeuge nicht obligatorisch. Wenn wenigstens mal alles was direkt Importiert wird, also ohne weitere Verarbeitung, angeschrieben wäre, würde dies bereits für einen grossen Teil der betroffenen Waren etwas Klarheit verschaffen. Dass dann immer noch etwas gelogen wird, ist unvermeidlich, sogar bei Coop oder Migros rutscht gelengentlich was durch, ist jedoch dort sehr wahrscheinlich aus Versehen.

Klar, dass bei Produkten mit "etwas" Wertschöpfung in DE, CH, usw., das Ganze nicht immer so einfach ist, und dass dann dort ebenfalls gelentlich die Warheit etwas kreativ angepasst wird, nur betrifft dies vermutlich nur eine Minderheit aller Handelswaren im "Publikumsdirektverkauf" deren Urprungsland nicht angegeben ist.

Zudem sollten Angaben wie "Made in EU" verboten sein, da dies eigentlich meist bedeutet "Nicht Made in China, ist jedoch aus EU Billigstfertigung".
 
Mal einen Blick über den großen Teich geworfen, erinnere ich mich auch an Angeben wie:

"Made in US with global materials" (Hergestellt in den USA)
"Proudly assembled in the USA" (Stolz zusammengebaut in den USA)
"German product" (Deutsches Produkt oder wie bei uns schon mal Deutsches Erzeugnis; es ging um Bier)
"Made in China and wrapped in Phillipines" (Hergestellt in China und verpackt auf den Phillipinen)

Das letzte in der Auflistung war übrigens bei Dewalt aber auch ohne Angabe, wo die Verpackung hergestellt worden ist.
 
"Made in EU" sollte eigentlich die länderspezifischen Angaben ablösen und z. B. auch für deutsche Produkte verwendet werden, hat sich aber nicht durchgesetzt. Heute steht es meist für Produkte aus Osteuropa, bei KLINGSPOR z. B. für solche aus dem firmeneigenen Werk in Polen, ob das jetzt unbedingt so schlecht ist? Man könnte natürlich auch zwischen "Made in Baden-Württemberg" und "Made in Brandenburg" unterscheiden ...

Generell ist das mit der Zuordnung zumindest bei komplexeren Produkten sowie bei international agierenden Firmen mit Werken in mehreren Ländern (in denen teils die gleichen Produkte produziert und je nach Bedarf miteinander ausgetauscht werden) nicht so einfach. Es gibt durchaus auch Produkte "Made in Germany", die keine Herkunftskennzeichnung tragen.
 
Grundsätzlich gibt es ja Bestimmungenm, die die Definition der Herkunft regeln, dies bereits aus zolltechnischen Gründen.
Klar dass es für Binnenmart-Ware u.U. nicht einfach ist, zu bestimmen welches EU/EFTA, usw. Land dann angegeben werden soll, nur für Importware (also von ausserhalb des europäischen Binnenmarkts stammend) ist der Fall ja klar geregelt, und dementsprechend könnte man auch problemlos zumindest eine entsprechende Aufschrift verlangen auch wenn kein Land namentlich erwähnt wird (sinngemäss "Not Made in EU").

Beim Beispiel von WGB habe ich bei Hornbach (CH) stichprobenmässig ein paar Verpackungen sowie Werkzeuge genau angeschaut und nirgends eine Herkunftsangabe gesehen. Der gesamte Werbeauftritt hinterlässt wie gesagt den Eindruck es handle sich um Made in Germany ware, wobei geschickterweise jedoch nichts formell irreführendes festzustellen ist (im Sinne von betrügerischer Werbung).

Fazit für mich, nochmals: Ist ein Werkzeug nicht klar mit sowas wie Made in Germany oder nur Germany (jedoch ohne Zusatz wie "Designed in", usw.) gekennzeichnet, gehe ich davon aus, dass es Importware ist, und zwar in den meisten Fällen aus asiatischer Billig(st)fertigung. Sinngemässes gilt auch für CH, USA, usw., also Länder von denen man ein Mindestmass an Qualität erwartet.
In der Praxis findet man jedoch auch ramschige Swiss Made Produkte, z.B. gewisse Rotho Artikel sind nicht besser als Chinaware, nur viel teuerer.
 
Hi,

Vorweg, das wird ein längerer Beitrag - wer meine "geistigen Ergüsse" nicht lesen mag, bitte einfach weiter scrollen. :crazy: :bierchen:

Grundsätzlich ist mir das Herkunfts- bzw. Fertigungs-Land egal, wenn:

. Der Hersteller offen damit umgeht und das Produkt bzw. die Dokumentation entsprechend kennzeichnet.

. Der Hersteller generell kein "Geschiss" darum macht und ehrlich auf eine Nachfrage durch den Kunden antwortet.

. Es üblich/ gemeinhin akzeptiert ist. Ich denke wir wissen alle das man um China, Taiwan, Korea etc. bei vielen Produkten heute nicht umhin kommt.

. Der Hersteller reale Verantwortung übernimmt, bis zu einem gewissen Punkt geht das nur in dem man darauf vertraut. Werden da dann massive Diskrepanzen zwischen Aussendarstellung und Realität bekannt, kann der Hersteller sicher sein mich als Kunden zu verlieren. Bis zu so einem Punkt bin ich aber absolut bereit den namhaften Herstellern und deren Darstellungen erstmal zu vertrauen. Das gilt insbesondere für die schon angesprochenen eigenen Werke bis hin zu einer Verbürgung für die zu erwartende Qualität.

. Der Kunde nicht durch potentes Marketing und bewusstes agieren innerhalb einer großzügig ausgelegten "Grauzone", dann mehr oder weniger absichtlich in die Irre geführt wird.

. Der Hersteller sich dadurch nicht gewissen Grundverantwortungen im eigenen Land entzieht.

. Die Qualität der entspricht die ich von diesem Hersteller erwarte.

Womit ich nicht nicht einverstanden bin:

. Hersteller (und das betrifft insbesondere kleine/"mittelständische", eigenverantwortlich handelnde, Unternehmen aber auch Einzelpersonen in China, Pakistan etc.) die bewusst Produkte anbieten die sich nur deshalb absetzen lassen, weil eine besondere Nähe/Ähnlichkeit (ob durch Design, Funktion, oder sonst wie) zu geschützten Markenprodukten etablierter (westlicher) Hersteller vorhanden ist bzw. suggeriert wird - aber noch gerade eben innerhalb einer Grauzone liegen der mit üblichen Rechtsmitteln nur sehr schwierig/aufwändig bis gar nicht beizukommen ist.

. IP theft.

. Ausbeutung, Menschenhandel, Menschenrechtsverletzungen, unzureichende Arbeitnehmerechte, unzureichender Arbeitsschutz, unzureichende Arbeitssicherheit, kein Umweltschutz, keine/wenig Nachhaltigkeit ... . Und genau da wird es dann kompliziert, weil immer erst eine Katastrophe passieren muss bevor es mal wieder - und dann auch nur für kurze Zeit - in den Fokus rückt. Und die Länder in denen es vorrangig passiert mittlerweile eine zu große wirtschaftliche Macht/Stellung haben als das man durch Verhandlungen auf politischer und privatwirtschaftlicher Ebene noch beikäme. Da hätte man sich vor einigen Jahrzehnten drum kümmern müssen.

. Sicherheitsrelevante Bauteile unklarer Herkunft/ ohne greifbaren Hersteller und ohne nachgewiesene Qualität etc.

Tatsache ist, von dem Punkt wo wir uns mittlerweile befinden gibt es wohl kein Zurück mehr. Wir werden uns noch eine Weile mit "Made in XXX from global components" ein bisschen die "alte Welt" romantisieren und in ein paar Jahren interessiert das vermutlich nur noch eine kleine Minderheit.

Das mag im Maschinen- und Anlagenbau noch etwas länger dauern bis "Made in Germany/(XXX)" aus den Köpfen verschwunden ist, aber auch dort wird es so kommen.

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Mal ein Beispiel aus der Praxis:

Eine Anlage für ein Land in Süd-Amerika, in der Spezifikation steht drin das bestimmte Schrauben "Made in USA" sein müssen, was mit Ursprungszeugnissen/Herkunftsnachweisen etc.pp. nachzuweisen ist. Dann fragt man die bekannten Lieferanten an und kriegt nur Absagen. Also Radius erweitern - bis eben zu Herstellern/Händlern in den USA - ebenfalls nur Absagen. Und warum? Die Produktion dieser "Standardschrauben" lohnt vor Ort nicht, die beziehen sie selbst schon seit Ewigkeiten aus China.

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Und schaue ich mir verschiedene Produkte an, die in China für namhafte Unternehmen/Firmen hergestellt werden, bzw. die dort im eigenen Werk produzieren und wo QS/QM stimmen, stelle ich fest das es meistens eher das persönliche Befinden als mangelhafte Ware ist, das mich von einem potenziellen Kauf abhält.

Und es ist tatsächlich meine persönliche Befindlichkeit, (m)ein romantisieren und träumen, das mich "erschaudern" lässt bei der Vorstellung bestimmte Produkte die heute noch "Made in Germany", "Made in USA", "Made in Japan" sind - irgendwann nicht mehr zu bekommen.

Und da wird es für mich, auf lange Sicht, bei den Herstellern liegen den Beweis anzutreten dass sie bei ihren internationalen Produkten (alle) meine Erwartungen voll erfüllen - wenn sie sich gegen lokale Produktionsstandorte entscheiden und trotzdem weiter im Premium-Segment "spielen" wollen, mit entsprechenden Preisen. Dann muss einfach, verlässlich, alles passen. Sonst kann ich dann, auch woanders kaufen.

Der Name, bzw. die Marke ist nichts ohne die Vergangenheit und die Zukunft der Produkte - und der Name/ die Marke allein reicht mir nicht zur "Identifikation" mit einem Hersteller - da spielen viel mehr Faktoren eine Rolle.

Viele Grüße,
Oliver
 
Thema: Deutsches Werkzeug ist Verkaufsargument
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