Wie genau kann man arbeiten?

Diskutiere Wie genau kann man arbeiten? im Forum Stationäre Maschinen im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo, bei meinem letzten kleinen Projekt kam ich en wenig ins Grübeln, welche Genauigkeit so im Hobby möglich ist damit erstrebenswert ist...
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hansdruck

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Hallo,
bei meinem letzten kleinen Projekt kam ich en wenig ins Grübeln, welche Genauigkeit so im Hobby möglich ist damit erstrebenswert ist:
Maßnehmen, ich messe eine Länge (womit? Zollstock, Bandmaß, Stahlineal...) Wie genau geht das ? 0,5mm oder 0,2mm?
Dann anreißen, womit? Bleistift, Stahlstift? wieder Zollstock oder Schieblehre, Winkel..?
dann Körnen: Treffe ich das Kreuz genau?
dann einspannen: trifft der Bohrer das Körnerloch? Wenn nicht, hilft ein Zentrierbohrer oder ein Laserkreuz oder ein Kreuztisch?

Ich würde gerne von den Profis lernen, wie macht ihr das?

Grüße Richard
 
Die Toleranzen bei meterstäben, maßbändern oder billig messschiebern sind schon ziemlich hoch.

Ein Teil auf ein genaues Maß zu fertigen sind da ziemlich unmöglich.
+/- 2 mm sind da nix.

Wenn du aber mit dem gleichen messmittel ein Maß annimmst und danach einzeichnest und arbeitest,
Sind +/- 0,1mm kein Problem.


Was das viel größere Probleme ist.
Gerade im Bereich Holz.
Längenausdehnung durch Feuchtigkeit und Temperatur.
 
hansdruck schrieb:
bei meinem letzten kleinen Projekt kam ich en wenig ins Grübeln, welche Genauigkeit so im Hobby möglich ist damit erstrebenswert ist:
Ein Spruch aus meiner Ausbildungszeit: "Toleranzen sind dazu da sie auszunutzen." Effektiv arbeitet man dann wenn man so genau arbeitet wie nötig, nicht so genau wie möglich.

Die Frage sollte daher sein: Welche Präzision will ich erreichen?
Und als zweites: Was für Werkzeuge und Messmittel sind dazu nötig?

Bei Metallprojekten arbeite ich gerne mit Stahlineal, Reißnadel und Anreißschieber. Bohren ist dabei auch nicht das Problem, was mir die Wiederholgenauigkeit versaut sind unpräzise Schnitte und Schweißverzug.
Alternativ zu möglichst genauem Messen und Anzeichnen bekommt man Präzision auch hin indem man Teile fixiert, gemeinsam, am Anschlag oder durch Schablone bearbeitet.


mfg JAU
 
Hallo,
ich muss halt besser werden, weil ich zu ungenau bin.
Mit nem Messschieber (Anreißschieber ist mir zu teuer...) und Reißnadel ist ok, nun muss ich mir mal ein Stahllineal besorgen.
Dann spanne ich das Teil in einen Maschinenschraubstock und versuche das Anrisskreuz möglichst genau unter dem Bohrer zu platzieren.
Vorher noch ankörnen - mit Glück treff ich auch in die Mitte.
Gibt es irgendwelche Tricks beim Positionieren?
Vielleicht bohre ich mal zur Übung: 100 mal anreißen und bohren...
Richard
 
Was du hinsichtlich der Breite machen kannst, ist ein halb so breites Profil, wie das zu bohrende beim Anreißen daneben spannen oder eben einen Anschlag am Profilrand nutzen.
Die Profile sind ja auch nicht immer hundertptrozentig gleich.
Dann von beiden Seiten mit Reißnadel anreißen, dann hast du zumindest so schon mal eine ziemlich zentrierte Mitte.
In Längsrichtung kann man den Zollstock dann auch ziemlich genau anhalten, um das dann aschließend anzureißen.
Von Hand ist klarerweise immer eine gewisse Toleranz vorhanden, genauer gehts eigentlich nur maschinell/automatisiert.
Auch die Reißnadel und der Körner wirken sich auf die Toleranz aus.
Wenn du bspw. 2 Platten/Profile mittels Durchgangslöchern oä. passgerecht verbinden willst, kannst du auch die Bohrung(en) erst auf in das eine Teil mit einem kleinen Bohrer einbringen, danach beide verzwingen und dann die Bohrung(en) aufs Gegenstück übertragen.
Abschließend bohrst du beide auf.
 
Hallo,
das klingt einleuchtend: Anschläge, Schablonen, gemeinsames Vorbohren, also, was zusammen passen soll auch zusammen bohren.
Durchgangslöcher für Maschinenschrauben bohre ich sonst auch schon mal 0,5-1mm größer, als das Gewinde, in der Hoffnung, dass der Anpressdruck die Flächen aufeinander hält.
Richard
 
hansdruck schrieb:
Durchgangslöcher für Maschinenschrauben bohre ich sonst auch schon mal 0,5-1mm größer, als das Gewinde, in der Hoffnung, dass der Anpressdruck die Flächen aufeinander hält.

Eine Schraubverbindung soll auch ausschließlich durch die Reibung halten, die durch die Vorspannkraft erzeugt wird. Eine Schraubverbindung, die auf Scherung belastet wird, ist falsch ausgelegter Pfusch.

Was die Genauigkeit angeht: Im Holzbereich ist der Zollstock mein Messmittel der Wahl für allgemeine Arbeiten. 99% aller im Handel befindlichen Zollstöcke erfüllen nur die Genauigkeitsklasse III. Auf 2m beträgt die Toleranz des Zollstocks daher +/- 1,4 mm. Und dazu kommen noch Ablesefehler des Nutzers.
Teilweise kann man sich natürlich behelfen, indem man beide zu erstellenden Teile mit dem selben Zollstock anzeichnet. Wer ein absolutes Maß braucht, hat halt Pech.

Im Metallbereich: Sauber gearbeitet kann ein Bohrung auf 1/10 mm platziert werden. Anreißen mit Höhenanreißer und Messplatte oder mit einem Anreißmesschieber. Dann den (scharfen) Körner vorsichtig über die Fläche schieben, bis er fühlbar in die angerissene Nut rutscht und einmal beherzt zuschlagen. Dabei den Körner natürlich wirklich senkrecht halten, sonst wird die Körnung auch seitlich versetzt. Beim Bohren darauf achten, dass der Bohrer wirklich in die Körnung rutscht. Das klappt nicht, wenn die Körnung kleiner ist als die Querschneide des Bohrers. Ggf. also mit einem Zentrierbohrer die Körnung passend vergrößern. Wenn mit einem kleineren Bohrer vorgebohrt wird, sollte der erste Bohrer den Durchmesser der Querschneide des nächsten Bohrers haben. Nicht zu groß vorbohren, sonst schneidet der nachfolgende Bohrer nicht sauber. Wenn ich teilweise sehe, dass für eine 10er Bohrung 3, 5, 8, 10mm nacheinander gebohrt wird, kriege ich immer Schreikrämpfe.
Bei kurzen und somit steifen Bohrern und einem schweren Maschinenschraubtstock, bei dem man keine Angst haben muss, dass er sich gleich lustig mit dreht, wenn der Bohrer sich verhakt, kann man auf ein Festschrauben des Schraubstocks auf dem Maschinentisch verzichten (*). Durch den Spitzenwinkel des Bohrers zentrieren sich die letzten paar Zehntel dann beim Bohren automatisch - wenn die Körnung wirklich rund ist, und die Bohrmaschine einen guten Rundlauf hat. Kurze Bohrer helfen.
So habe ich durchaus schon zwei Teile unabhängig voneinander gefertigt und dann verstiftet (H7/m6 und zu meiner großen Überraschung hat es sogar gepasst. Ausrede falls es nicht passt: Der Hammer war zu klein. :mrgreen: )

(*) Zwei Schrauben setzen, aber nicht ganz fest ziehen ist trotzdem nicht verkehrt.

Genau so kann man auch nur mit einfachen Mitteln Flächen mit Ebenheitstoleranzen von weniger als 1/100 mm herstellen. Aber im Vergleich zu dem oben Beschriebenen ist Tuschieren wirklich eine Kunst, die ich auch nicht beherrsche. Genau Bohren kann im Vergleich jeder. :lol:

Braucht man diese Genauigkeit: Ja, manchmal schon. Aber das ist selten. Meist kann man sich behelfen, indem man vorher nachdenkt, Teile gemeinsam in einer Aufspannung bohrt oder die Konstruktion anpasst.

Wie weit kann man das Spiel trieben:
Guckt euch mal Leute an, die mit einfachsten Mitteln den Hauptspiegel für ein Teleskop selbst schleifen. Hier wird nur durch Handarbeit eine Toleranz von deutlich unter 1 µm erreicht, bei Spiegelgrößen von 20 oder 30 cm.
Teilweise kommt es nur auf eine intelligente Vorgehensweise an, nicht auf die eingesetzte Messtechnik.
 
hansdruck schrieb:
Hallo,
ich muss halt besser werden, weil ich zu ungenau bin.
Mit nem Messschieber (Anreißschieber ist mir zu teuer...) und Reißnadel ist ok, nun muss ich mir mal ein Stahllineal besorgen.
Dann spanne ich das Teil in einen Maschinenschraubstock und versuche das Anrisskreuz möglichst genau unter dem Bohrer zu platzieren.
Vorher noch ankörnen - mit Glück treff ich auch in die Mitte.
Gibt es irgendwelche Tricks beim Positionieren?
Vielleicht bohre ich mal zur Übung: 100 mal anreißen und bohren...
Richard
Ich habe seinerzeit einige Modellbaubücher gelesen. Da stehen oft viele Tips drin. Selbst als gelernter Handwerker habe ich davon noch viel gelernt. Dann für die Aufgaben mal googlen oder youtube. Vorrichtungen (engl. jig/jigs) helfen oft enorm. Bei kleinen Dingen Messschieber, Stahllineal, größere dann Zollstock :wink: ist oft ausreichend.
 
Also ich nehme egal ob Holz oder Metall immer das Rollbandmaß. Meiner Meinung nach wesentlich genauer als ein Gliedermaßstab.

Außerdem würde ich einmal einen guten Messschieber, am besten digital holen. Gerade von den Top Marken halten die eigentlich ein Leben lang.

Anreissschieber oder Höhenmesser sind auch gerade gebraucht im Rahmen und sollten bei Metallprojekten nicht fehlen.

Gutes Werkzeug kostet nun mal, aber wenn Du Dir was gescheites kaufst hast Du erstmal lange Ruhe oder kannst es gleich vererben.
 
Um Körnerpunkte zu kontrollieren oder nachzusetzen (ja, die kann man sogar ein wenig korrigieren) ist eine kleine Augenlupe ganz hilfreich.
Hab ich in der Hobbywerkstatt aber kein Bedarf.


mfg JAU
 
Hallo,

schaut euch mal den LongLife® All-in-One an, der hat alles was man zum Hobby braucht.

  • Tiefenmass
  • Winkelskala

- kein Verzug durch Wasserschäden oder Kratzer.

Werbung entfernt.

Und eine Genauigkeitsklasse von III. Da er aus hochwertigem Kunststoff mit Glasfaseranteilen besteht wird er euch auch lange halten! (I.d.R. > 2 Jahre)

LG
kwbswiss :)
 
Wenn schon Werbung durch den Hersteller, gibt es dann auch gratis Testmuster fürs Forum? :mrgreen: :ducken:
 
Das dachte ich mir eben auch und das Modell sieht zumindest einmal interessant aus.

Gibt es dazu auch eine Wiha ArtikelNr.?
 
》Und eine Genauigkeitsklasse von III
Hmm, ich kann mich jetzt nicht an einen Gliedermaßstab mit einer anderen Genauigkeisklasse erinnern... Gibt es auch bessere mit II oder I?
MfG Peter
 
Im anderen Thread ist ein Link nach feinewerkzeuge. Die haben ein Aluteil mit Klasse II
 
Aahh, den BMI 961 muss ich übersehen haben. Klasse II scheint mit Holz oder Kunststoff (z.B. Stabila, Sola, Hultafors, die anderen BMI) nicht zu funktionieren.
MfG Peter
 
Hallo Vectradamos,

Zitat: "Gerade im Bereich Holz.
Längenausdehnung durch Feuchtigkeit und Temperatur."

Das trifft genau nicht zu, die Längenausdehnung von Holz ist praktisch vernachlässigbar, nicht dagegen die Maßänderung der Breite, selbst in einer gleichmäßig zentralgeheizten Wohnung macht das bei einem eher ruhigeren Holz wie Erle etwa 10mm pro Meter Breite aus, Sommer breit und Winter schmal.

Nur sehr selten zählt das absolute Maß, ähnlich wie bei der chemischen Analyse, dort heißt es bspw.:
Ca. 1 Gramm auf 4 Stellen genau einwiegen, wollte man 1,0000g einwiegen wäre das fast nicht machbar jedenfalls nicht in angemessener Zeit, also tröpfelt man aus der Pipette in das Wiegegefäß bis etwa 1 Gramm erreicht ist und liest ab, bspw. 0,8994g.
Man hat so eine sehr hohe Genauigkeit, nämlich die der Analysenwaage aber nur eine relative Genauigkeit was die Zahl betrifft, alle weiteren Berechnungen werden eben mit dem gewogenen Wert weiter berechnet.

Überall wo per Anriß der Doppelmeter und der Bleistift zum Einsatz kommt bleibt die Wiederholgenauigkeit auf der Strecke. Überall dort wo ein Anschlag evtl. noch mit Feineinstellung und Nonius an einer Maschine vorhanden, bspw. an Kreissägemaschine oder Fräsmaschine kann man sehr genau im Idealfall auf 1/10mm genau (was für die Holzbearbeitung schon sehr gut ist)und wiederholgenau fertigen, wichtig hierbei immer alle gleichen Teile in einer Einstellung bearbeiten.

Welcher Doppelmeter und welche Handkreissäge zum Einsatz kommen ist also zweitrangig, dennoch mag ich die Glasbirken-Doppelmeter von Hultafors, die feine Werkzeuge anbietet.
 
Ich bin dafür, das wenn hier einer Werbung verstecken möchte,
er erstmal sowas
oder ähnliches, aus persönlicher Schaffung vorweist.
Viel genauer kann das sicher keiner mehr...
 
Thema: Wie genau kann man arbeiten?

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