Wie viel Ampere leistet das stärkste Schweißgerät ?

Diskutiere Wie viel Ampere leistet das stärkste Schweißgerät ? im Forum Schweißtechnik im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hi Ich hätte mal eine Frage aus reinem Interesse. Im Schiffsbau werden ja richtig starke Materialstärken verschweißt wo dann auch noch eine...
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Janik

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Hi

Ich hätte mal eine Frage aus reinem Interesse.
Im Schiffsbau werden ja richtig starke Materialstärken verschweißt wo dann auch noch eine große Fläche zur Wärmeabgabe vorhanden ist.
Da braucht man ja dann Schweißgeräte mit einer großen Ampereleistung.
Wie viel Ampere leistet das stärkste Schweißgerät (MIG/MAG-Elektrode) ?

Gruß
 
Ich hab keine Ahnung was das stärkste Gerät leistet, aber ich hab mal eins gesehen mit knappen 1000 Ampere, das war für meine Bedürfnisse schon genug :shock:
 
Hallo,
von Siemens gab es mal ein Schienenstumpfschweißgerät mit glaube ich 5000 A.
 
Oha das ist ja schon eine beachtliche Leistung.
Wie dick sind bei solchen Ampereleistungen die Elektroden?
Gibt es hier Leute die im Schiffsbau arbeiten?
Mit wie viel Ampere schweißt man so ein Schiff ?
Ich weiß das ist eine blöde und allgemeine Frage aber eventuell kennt sich ja jemand damit aus und kann was dazu sagen.

Gruß
 
Servus

Eines der stärksten Serienmodelle, die mir bekannt sind (ich verwende tagtäglich die kleine Schwester davon in der Arbeit): Merkle Highpulse550DW(550 A)
Auch was feines von Cloos: GLC 603 Quinto(600A)
Oder aus zwei mach eins:Fronius TPS9000(zwei mal TPS5000 ergibt TPS9000 mit 900A bei 40%ED bzw.720a bei 100%ED)

Ich könnte auch noch von anderen namhaften Hersteller (ESAB, ESS, EWM etc.) Beispiele ihrer größten Serienmaschinen nennen, sie bewegen sich aber alle im Höchstleistungsbereich bei Einzeldrahtmaschinen bei 500-600A und bei Doppeldrahtmaschinen bei 900-1000A.

Sämtliche Schweißgeräte mit Stromstärken über 1000A sind absolute Spezialanfertigungen und für normalsterbliche nicht verfügbar, die oben genannten Maschinchen kann dagegen jeder kaufen, sofern ein bisschen Kleingeld da ist (wir bewegen uns hier bei min.6000-25000€). Theoretisch ist die Grenze nach oben offen, bleibt nur die Frage, wo man den Saft herbekommt und wie man ihn einsetzt, außerdem werden die Maschinen samt Zuleitung und Masse- und Schweißleitung immer unhandlicher bzw. dicker.

Im Schiffsbau habe ich persönlich keinerlei Erfahrung, ich kann nur auf Informationen von meinen älteren ostdeutschen Kollegen, welche früher in Werften arbeiteten oder aus dem Internet zurückgreifen. Zu Weltkriegszeiten wurde noch alles mit Elektrode verschweißt, ab den 60ern hat sich dann immermehr das Mag-Verfahren durchgesetzt (gabs zwar schon während des 2.WKs bei den Amerikanern und auch bei den Russen). Meine Kollegen hatten nach eigener Aussage zu DDR-Zeiten die schweren Mansfeld-Geräte mit 500-600 Ampere und Elektrodenstärken ab 6-8mm aufwärts bzw. Drahtstärken 1,6 und 2,4mm verwendet. Von daher vergleichbar mit schwerem Stahlbau (Trägerbreite 400m und größer bzw. ab Flanschdicken von 16-20mm).

Mit freundlichem Gruß

Richard
 
Servus
Alfred schrieb:
Hallo,
von Siemens gab es mal ein Schienenstumpfschweißgerät mit glaube ich 5000 A.
Das war ein Widerstandspreßschweißgerät oder irre ich mich da?

Meines Wissens ist es bei Widerstandsgeräten nicht unüblich, dass diese zwar mit exorbitanten Stromstärken, dafür aber mit sehr geringen Spannungen arbeiten (im Vergleich mit den Lichtbogenverfahren Wig, Mig/Mag und E).

Hab auch mal beim Schienenschweißen zugesehen (hatte allerdings damals noch keinen blassen Schimmer vom Schweißen), die haben die Schienenstücke auf ca. 20mm Spalt belassen, die Schweißzone induktiv vorgewärmt bis sie hellgelb glühte und den Spalt dann mit vorher in einem kleinen Ofen geschmolzenen Stahl aufgefüllt, erstarren lassen, dann grobe Überstände abgezogen und nach Abkühlen befahrbereit abgeschliffen.

Mit freundlichem Gruß

Richard
 
Hi

Sehr interessant dein Beitrag, vielen Dank dafür.
Ich habe selber schon mal mit einem Castolin Derby 3000 geschweißt, nach aussage des Firmenchefs hat das Gerät eine Maximale Leistung von 800 Ampere.
Jetzt sieht man ja an manchem großen Radlader oder ähnlichem manchmal Stahlbleche am Hubarm die eine dicke von über 50-60mm haben.
Mit wie viel Ampere schweißt man solche Kaliber zusammen?

Gruß Janik
 
Janik schrieb:
Jetzt sieht man ja an manchem großen Radlader oder ähnlichem manchmal Stahlbleche am Hubarm die eine dicke von über 50-60mm haben.
Mit wie viel Ampere schweißt man solche Kaliber zusammen?
Mit relativ wenig Ampere in vielen Lagen. Selbst wenn man ein 2000A-Schweißgerät hätte, daß die Materialstärke in einem Rutsch schweißen könnte, die Naht würde beim normalen Erkalten reißen.

Es gibt Elektrodengeräte in der Leistungsklasse, die dazugehörigen Elektroden habe einen Durchmesser von 3/4". Die Teile werden aber maschinenunterstützt geführt. Eine Elektrode wiegt schließlich mehrere Kilo... Die Werkstücke, bei denen sowas verwendet wird, haben aber so viel Masse und sind so teuer, daß man da nach dem Schweißen alles abdeckt und langsam abkühlen lassen muß. :shock: :shock: :shock:
riss.jpg


Nein der Riß ist kein Witz und kein Photoshop. Habe ich letztes Jahr in einem amerikanischen Schweißer-Forum gefunden. Der Riß ist allerdings bereits freigebrannt.

Zuschweißen dauerte 8 Tage nonstop, wurde mit ¾“ Elektroden gemacht und benötigte etwa 7,2 Tonnen davon!

Das Teil selbst wog etwa 200 Tonnen und gehört zu einer Gesenkschmiedeform in einer 50.000 Tonnen Presse.
 
Hallo,
beim Widerstandspunktschweißen treten Ströme mit bis zu 35.000A auf :shock: :shock:

MfG. Celle
 
die einzige möglichkeit die ich kenne um sehr dicke bleche in einem schritt zu verbinden ist elektrodenstrahlschweißen oder bedingt laserstrahlschweißen weil bei allen anderen verfahren die energiedichte nicht groß genug ist um das ohne massive gefügeumwandlung und eingenspannungen zu bewerkstelligen
 
Hi

Das bedeutet also, dass man mit einem "relativ" kleinem kleinem Schweißgerät mit "relativ" geringer Ampereleistung doch schon stärkere Materialien schweißen kann, wie sie z.B. im Schiffsbau Verwendung finden?
Das würde ja bedeuten, dass ich mit meinem Gerät was Max. 250 Ampere leistet im Mehrlagenverfahren auch dickere Materialien verschweißen könnte, wenn die erste Naht von guter Qualität ist, oder?

Gruß Janik
 
Janik schrieb:
Hi

Ich hätte mal eine Frage aus reinem Interesse.
Im Schiffsbau werden ja richtig starke Materialstärken verschweißt wo dann auch noch eine große Fläche zur Wärmeabgabe vorhanden ist.
Da braucht man ja dann Schweißgeräte mit einer großen Ampereleistung.
Wie viel Ampere leistet das stärkste Schweißgerät (MIG/MAG-Elektrode) ?

Gruß

Hallo,
also das fetteste Elektrodenschweissgerät, was mit untergekommen ist, machte so 1200 Ampere. Die Elektroden erinnerten vom Format her an Spazierstöcke. :wink:

Denn ein Unterpulverschweissgerät, das locker die doppelte Leistung hatte.

Naja, nix für meine Bastelwerkstatt. :))
LG.
 
Servus

Mehrlagenschweißung von dicken Materialien (bitte definiere "dick") ist mit Deiner Kiste möglich, allerdings wird die geringere Einschaltdauer bei Maximalleistung die Arbeit irgendwann quittieren.

Die Wurzellage muss absolut sauber und dicht sein, ansonsten ist jede noch so gute Mittel- und Decklage umsonst.
Meist liegt das maximal auf einmal mit 1-1,2mm Schweißdraht schweißbare (also mit guter Wurzel) a-Maß bei 6-8mm. Jetz geht die Rechnerei los: Faustformel fürs a-Maß: Materialstärke mal 0,7; also bei 20mm-Blech a-Maß=14mm. a14 erfordert mindestens 3 Lagen (1 Wurzel, 2 Decklagen), sicherer aber schwieriger sind 6 Lagen (1 Wurzel, 2 Mittellagen, 3 Decklagen). Solche Berechnungen werden meist von Schweißfachingenieuren vorgenommen, außer der Schweißer hat mit derjenigen Materialstärke genügend Erfahrung. Wenn man sich mal ansieht, wie dick die Bleche bei z.B. Kampfpanzern oder Kriegsschiffen sind (zweistelliger Zentimeterbereich), kann man sich mal ausmalen, wie viel Dutzend Lagen das sind.
Je dicker eine Lage ist, desto schneller wird man u.U. fertig, aber auch die Rißgefahr oder Nichtdurchschweißbarkeit nimmt zu, was sehr riskant ist bei manchen Anforderungen.
Weiß ich noch aus dem Kesselbau: V-Naht mit Gegenlage bei 20mm, die Wurzel wurde hier Wig-geschweißt mit Formierung, dann geprüft, dann circa die Hälfte der Wurzeldicke auf der Kesselinnenseite wieder ausgeschliffen, nun Gegenlage mit Wig, bei gutem Gelingen anschließend auf der Außenseite Mittel-und Decklagen. Wenn eine Lage fehlerhaft war, großräumig ausschleifen, reinigen und wieder von vorn beginnen..... Hinweis: geschweißt wurde hier mit einer 400Ampere Messer Griesheim Maschine, die aber nicht voll ausgelastet wurde.
Schweißnahtmodellieren erfordert einiges an Übung, vor allem bei Kehlnähten, am besten von einem sehr erfahrenen Schweißer (20Jahre oder mehr an Berufserfahrung) zeigen lassen.

Mit freundlichem Gruß

Richard
 
Thema: Wie viel Ampere leistet das stärkste Schweißgerät ?

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