Einbrandtiefe bei MIG/MAG- stechend u. schleppend geschweißt

[Janik]

Moin,

aus aktuellem Anlass eine Frage.
Hab mich letzte Woche etwas mit meinen Arbeitskollegen über die Einbrandtiefe beim MIG/MAG schweißen unterhalten.
Es ging darum, welche Technik denn nun einen besseren Einbrand erzeugt.
Ich muss dazu sagen, dass ich nur stechend schweiße, außer natürlich bei Fallnähten
Mein Ausbilder (geprüfter Schweißer) meint, dass schleppend geschweißt einen tieferen Einbrand erzeugt, da die Wärme vom Lichtbogen länger einwirken könne
Ein Geselle (über 25 Jahre im Kesselbau beschäftigt) ist davon überzeugt, dass stechend geschweißt den tieferen Einbrand bringt.
Dieser Meinung bin ich nämlich auch.

Berufsschulkollegen aus dem schweren Stahlbau berichten vom "pendel stechend Schweißen"
Man kann es im folgenden Video ab der 8. bis zur 11. Sekunde ganz gut sehen. Das soll angeblich besonders tiefen Einbrand bringen

Was meint Ihr dazu

 

[Raubsau]

Dein Ausbilder hat recht, schleppend bringt mehr Einbrand, da der Lichtbogen länger wirkt und eine tiefere Furche "gräbt" welche dann mit Zusatz aufgefüllt wird.

Allerdings macht auch der Abstand von Brenner bzw. Kontaktrohr recht viel aus.

klick

 

[Janik]

Hallo Raubsau,

ich kenne diese Grafik, dennoch mag ich das nicht glauben.

Stechend geschweißt ergibt eine wunderschöne, flache Naht wärend man beim schleppend schweißen nur einen dicken Wulst in die Fuge pappt
So zumindest meine Erfahrung.
Und auch die Kollegen aus dem Stahl- und Kesselbau schweißen nie schleppend sondern immer nur stechend

Aufschluss würde hier ein polierter Querschnitt einer Naht bringen um den Einbrand zu sehen.
Aber wer hat schon so ein Schleifgerät zuhause stehen

 

[Raubsau]

...und Säure

Schweißen tut aber jeder anders, wenn man mal das Stechende gewohnt ist bekommt man schleppend nichts ordentliches mehr hin. Wirklich vergleichbare Ergebnisse lassen sich nur mit Schweißrobotern erzielen.

 

[chevyman]

Ich muss dazu sagen, dass ich nur stechend schweiße, außer natürlich bei Fallnähten.
Mein Ausbilder (geprüfter Schweißer) meint, dass schleppend geschweißt einen tieferen Einbrand erzeugt, da die Wärme vom Lichtbogen länger einwirken könne.

Würde ich beides so bestätigen.
Vor gaaaanz langer Zeit mit meinem ersten MIG (105A max.) habe ich überwiegend schleppend geschweißt. Da kam man mit der geringen Leistung halt weiter.
Stechend hat man jedoch den deutlich besseren Blick auf's Schweißbad, und für den passenden Einbrand sorgt jetzt ja ein adequates Gerät.

Was allerdings schleppend besser geht, ist das zuschweißen eines tiefen Spaltes zwischen zwei Teilen. Da kann man schleppend sauberer mit dem Draht von unten auffüllen.

 

[Janik]

Muss ich am Montag gleich mal ausprobieren mit dem schleppend schweißen.
Ich behaupte mal, dass ich schweißen kann aber schleppend bringe ich nie eine vernünftige Naht hin

Werds mal ausprobieren

 

[chevyman]

Das ist normal, die schleppend geschweißte Naht sieht nicht so hübsch aus.

 

[heinzel]

Schleppende Nähte werden als Wurzellagen geschweißt die sieht man man dann eh nicht mehr. die werden meistens wieder ebengeschliffen es sei denn man hat es wirklich voll drauf.
Bsp. Kehlnaht ml 3 PB
1. schleppend 2. + 3. stechend
schleppend: tiefer einbrand überwölbte Naht.
stechend: flacher einbrand, flache Naht, gute Spaltüberbrückbarkeit.

 

[Evel Knievel]

Hallo,

hier mal ein paar Schliffbilder zur Einbrandtiefe. Links wurde mit Mischgas geschweißt und rechts mit CO2.

 

[Dirk_Mann]

Moin,
Berufsschulkollegen aus dem schweren Stahlbau berichten vom "pendel stechend Schweißen"

"pendeln stechend Schweissen"
Ich schweisse Mag nur pendelnd, bei Kehlnähten(waagerecht), aber weder schleppend noch stechend, sondern im Winkel von 90° und schweisse je nach A-Maß(wenn das A-Maß zu gross ist funktioniert das allerdings auch nicht) die Decklage dadurch gleich mit, das habe ich vom Mig(AL) noch immer so intus, funktioniert aber auch bei Mag. Man kann mit viel mehr Strom schweissen und auch die Form der Kehle beeinflussen und bekommt eine grössere Schweissgeschwindigkeit hin. Ich hab allerdings dabei eine Macke, die kein Lehrschweisser durchgehen lässt, ich glotze von hinten auf den Lichtbogen, also aus der Richtung der Decklage und nicht direkt in den Lichtbogen rein, weil da werde ich nicht so geblendet und kann besser kontrollieren wie die Naht dann aussieht.
Ich hab in der letzten Schlosserei(Schweissfachbetrieb) mit einem Lehrschweisser zusammengearbeitet und darüber gesprochen, wie ich das mache und wie er es macht, und er fand es nicht gut wie ich es mache, aber an dem Ergebnis von mir hat er nichts ausgesetzt. Wie geschrieben, viele Wege sind möglich, wichtig ist nur, dass das funktioniert.

Ich hab auch einen Lehrschweisser für Wig(Stahl) gehabt, der hat immer mit wenig Strom geschweisst, der ist ein super toller Schweisser wie auch der andere Lehrschweisser, ich hab von denen auch viel gelernt und es doch anders von meiner Erfahrung her umgesetzt. Zumindest der Lehrschweisser für Wig hat es nie kapiert, dass ich bei Wig mit 50-100% mehr Strom wie er, die Wurzel nicht durchschmelze und keinerlei Einbrandkerben habe.

Wie geschrieben, man muss seine eigen erworbenen Kenntnisse umsetzen und dann spielt es auch keine Rolle, ob man stechend oder schleppend schweisst oder was man sonst beim schweissen macht, letztendlich ist man als Schweisser total eigenverantwortlich und wenn das Ergenis stimmt, dann ist es doch egal wie man das gemacht hat.

 

[Janik]

Ahh super, Danke für die Bilder, hätte ich wirklich nicht gedacht

Wie Dirk_Mann bereits schrieb, es gibt tausende Möglichkeiten eine Schweißnaht hin zu bringen, da hat jeder eben seine eigene Technik.
Wichtig ist, dass die Naht hält