Raum im Raum als Lärmschutz

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Julbo

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Hallo, ich bin neu hier. Ich hab mich angemeldet um euch um Hilfe bei einem Projekt zu fragen.

Ich möchte in einem unausgebauten Dachstuhl mit Schrägdach einen separaten Raum mit geraden Wänden ohne Kontakt zu anderen Wänden aufbauen. Man kann es sich so vorstellen, eine kleine Gartenhütte die frei in einem Dachstuhl steht. Das ganze soll dazu dienen um vor Lärm geschützt schlafen zu können. Die Wände im Haus sind einen Aufgestellten Ziegel dick und ich höre alles von den Nachbarn durch (Fernseher, Sprechen...). Meine Fenster halten keinen Schall von aussen ab. Und ich habe einen sehr leichten Schlaf.
Die Grundmaße sollten ca 150x250 sein.

Es gibt ein kleines Dachfenster an das ich den Raum "andocken" möchte. Oder ein anderes Belüftungssystem. Ich würde im Winter leicht elektrisch heizen aber im Sommer könnte es heiß werden.

Wenn ich mir so Spax videos anschaue wo alles so leicht geht hab ich den Eindruck "das kann ich auch". Ich hab aber keine wirkliche Erfahrung mit grösseren Bauten (im Haus schon so ziemlich alles gemacht). Ich will es also eher einfach angehen.

Budget 2000€ gerne auch weniger, wenn nötig auch mehr.
Ich habe Schlagbohrmaschine Akku Schlagschrauber, Trennscheibe, einiges an Handwerkzeug...

Erstmal, was haltet Ihr von der Idee? Macht es Sinn, oder baue ich mir nur Probleme?
Welche Materialien empfehlt ihr zum Ausbau? (NICHT OHROPAX!)

Lg, J
 
Physikalisch gesehen ist Schall ja bekanntlich nichts anderes als eine Bewegung der Luft, die dich umgibt. Hörst du also deinen Nachbarn, dann schwingt in seinem Raum die Luft, die bringt dann die Trennwand zum schwingen und die Trennwand die Luft in deinem Raum.

Je mehr Masse für die Weitergabe der Schwingungen bewegt werden muss, um so schneller ist dem Grunde nach die Energie, die die Schwingungen verursacht aufgebraucht.

Soll konkret heissen: Wenn du dir auf deinen Spitzboden einen Kasten aus Rigips oder OSB-Platten stellst wird das nicht so viel bringen, als wenn du den (nur als Beispiel) aus Kalksandstein mauerst. Ne Papphütte ist halt innen lauter als ein richtiges Haus aus Stein und Ziegel.

Es gibt jetzt also zwei Modelle:

Den Schall im eigenen Raum erst garnicht entstehen lassen durch eine Wand mit großer Masse, die durch die vom Nachbarn kommende Energie erst garnicht in Schwingung versetzt wird...

oder

den Schall (wie im Kino durch die Vorhänge an den Wänden) abbremsen. Akustikplaner nehmen für solche Aufgaben immer sehr gerne Steinwolle als Material. Das hat ne verhältnismässig große Masse und bremst durch die Struktur die Vibrationen in der Luft zusätzlich ab.

Also ginge zum Beispiel ein zweischaliger Wandaufbau aus z.B. OSB mit einer entsprechend dicken Schicht Steinwolle dazwischen.

Oder einfach eine zweite Lärmschutzwand zum Nachbarn mit einer entsprechenden Lage Steinwolle dazwischen.

Zu dem Dachfenster: Auch dadurch kommt natürlich Krach, je nachdem, wie das aufgebaut ist. Ein wirksamer Schutz dagegen ist eigentlich nur eine Phonstop-Verglasung, die ist allerdings recht teuer.
 
Wenns mit der Wand getan wäre würde ich deinen Vorschlag auf jeden Fall vorziehen. Ich höre aber auch diagonal, das heisst der raum nebenan im unteren Stockwerk. Ich müsste also in meinem Schlafzimmer Wände und Böden schallisolieren sowie neue Fenster einbauen.
Die Maßnahme soll unter anderem auch räumlichen Abstand bringen, ich will mir nur den Komplettausbau der Dachschrägen sparen.
 
Hersteller wie Rigips bieten extra Schallschutzplatten auf Gipsbasis an. Gewicht/Masse ist nur ein faktor von mehreren die zu beachten sind wenn man sich vor Schall "schützen" will.

wenn es dir wirklich um den Lärm geht kannst du dich nicht vor den kosten eines Fachbetriebs drücken.

Schallschutz ist ein hoch komplexes thema und effektive maßnahmen sind sehr teuer.

Mit OSB und Steinwolle brauchst du an das thema garnicht rann gehen.
 
@Julbo
Bevor wir hier weiter über die Möglichkeiten spekulieren, solltest du uns erst einmal ausführlich über die Bausituation und die Eigentumsverhältnisse informieren. Handelt es sich um ein Reihenhaus oder ein Mehrfamilienhaus? Wem gehört es? Weche Baustoffe wurden für Wände und Decken verwendet? etc.

Bei deinem "Dachausbau" solltest du nicht nur an die klimatischen Probleme denken. Dachziegel sind wesentlich dünner als eine gemauerte Wand und lassen deshalb auch mehr Umweltgeräusche durch.
 
Hallo,
Die angesprochene Füllung mit Steinwolle soll den Trommeleffekt dämpfen, der bei einer hohlen Wand/Decke auftritt: Das "Schlagfell" (die eine dünne Platte der Leichtbauwand) regt die Luft im Hohlraum an. Durch Resonanz im Hohlraum wird die Schwingung sogar noch verstärkt, und dann das "Resonanzfell" angeregt (die andere dünne Platte der Leichtbauwand oder Holzbalkendecke).
Der dicke Vorhang oder Teppich an der Wand im Kino soll verhindern, dass der Schall im Raum reflektiert wird. Gegen Schall von aussen bringt das nix (und umgekehrt auch nicht falls man schnarcht und die Nachbarn beschweren sich).

* Masse bringt Trägheit, eine schwere Wand/Decke/Boden muss mit mehr Energie zum Schwingen gebracht werden. Ein Fertighaushersteller in der Region vernagelt _sehr_ dichte zementgebundene Holzfaserplatten, obwohl nur wenige cm stark wirken die wahre Wunder, noch besser als Fermacell. Aber furchtbar schwer. Und ist ausserdem hilfreich für den Wärmeschutz, so dass es im Sommer nicht zu heiss wird.
* Aussteifen oder "mit Spannung" montieren, so dass die Wand erst gar nicht schwingt
* Hohlraum füllen.
* Entkoppeln (zB Estrich schwimmend verlegen, zB. abgehängte Decke nicht an tragender Deckenkonstruktion befestigen sondern frei)
* Luftdicht! Denn selbst wenn es gelänge, den Raum zu entkoppeln: Er muss zudem dicht ein! Selbst durch einen kleinen Spalt oder Ritze kann die Luft Krawall übertragen. Kann jeder ausprobieren der sehr gute Fenster hat: nur einen mm öffnen und es wird laut. Ein altes Dachbodenfenster ist sowohl akustisch als auch was die Wärmedämmung angeht wie ein offenes Loch. Im Sommer heiss, im Winter kalt, und immer laut.

Ob die notwendige Masse eingebaut werden darf muss ein Statiker sagen. Ob der vorgesehene Decken/Wand/Bodenaufbau akustisch funktioniert weiss der Bauphysiker - für dieses Wissen geht ggf ein Teil der 2000,- drauf. Und ob du in der kleinen Schlafkiste genug Sauerstoff hast (luftdicht) um am anderen morgen noch aufzuwachen: bitte nicht experimentell feststellen! Lüftungsanlage mit Schallsumpf und die 2000,- sind weg ...
So eine kleine Schlafkiste kann bei guter Dämmung allein durch die Heizleistung des Körpers geheizt werden. Aber im Sommer wird's viel zu heiss.

Evtl. im Keller schlafen wenn keine U-Bahn drunter durch fährt?
 
Danke für die ausführliche Antwort Fassaufstelzen.

Die Bausituation ist mies: Reihenhaus, Strohdecke, innen teilweise Schlackeziegel und extrem dünne geziegelte Wände zu den Nachbarn, die Aussenwände sind massiv, aber die Fenster alte undichte Kastenstockfenster (Wobei der Lärm nicht von draussen kommt). Das dach ist mit einer 15cm Luftschicht innen mit 3-4cm Heraklit verkleidet.
Ich kann Baulich tun wie ich will.

Die Anforderng an die Box ist also nicht der 100% Schallschutz sondern nur eine Schlafmöglichkeit möglichst weit von der Lärmquelle, den Nachbarn, weg. Ich muß also die dünneren Dachziegel in der Wärme und Schallisolierung kompensieren.

Die Option das Ganze Dach auszubauen und dann ggf. noch eine Kiste reinzustellen gäbe es auch. Ist natürlich wesentlich mehr Aufwand.

Der Keller ist eher feucht und da steht schon einiges herum.
 
Hallo,

betrachten wir die Schlafkiste mal als theoretische Übung, ich würde eine richtige Lösung anstreben.

Wenns dem Eigentümer egal ist, Statik egal ist, Brandschutz egal ist, Bauvorschriften egal sind und sonst auch alles andere egal ist, du keinen Fachmann um Rat fragen willst, Hauptsache räumlich weiter weg, und es erstmal um die Wärmedämmung geht dass du in der Kiste im Winter nicht erfrierst, dann schau mal in einem neueren Haus den Wand bzw Dachaufbau im ausgebauten DG an, nur so als Grundidee; zB (innen nach außen) 2cm Fermacell - Lattung - Dampfsperre - 18cm Glaswolle - 4cm Pavatexplatte.
Mit diesem Werkzeug kannst du abschätzen ob die Wärmedämmung und der Wärmeschutz funktionieren: http://www.u-wert.net/berechnung/u-wert-rechner/
Völlig ungelöst:
1. Wie kommst du da rein/raus?
2. Wie funktioniert der Luftaustausch (geschätzt das ganze Kistenvolumen einmal pro h austauschen), auch bei Stomausfall, sonst erstickst du.
3. Hat das DG überhaupt einen ordentlichen Zugang oder kletterst du da ne Hühnerleiter hoch?
4. Funktioniert das auch noch wenn die Freundin zu Besuch kommt :oops: ? Oder wenn du 80 bist und 2 mal pro Nacht raus aufs Klo musst?

Ich würde empfehlen, mit einem Fachmann die Sache zu dikutieren:
1. Kann man die Situation im bestehenden Schlafzimmer verbessern, zB die Wand zum Nachbarn verbessern (Leichtbauwand davor stellen)? Sind Decken / Böden durchgängig und der Schall kommt hauptsächlich über diesen Weg?
2. Wenn schon DG dann richtig: Kann man dort ein Zimmer "ordentlich" ausbauen?
 
Ok ich versteh, schlechte Idee. Danke allen fürs durchdenken und aufschreiben!!

Ich habe mit einer Spezialfirma für Lärmdämmung gesprochen, und man könnte die Decke mit Viskose auffüllen (120€/ m³) und die Wände mit zwei lagen Rigips verkleben, und darunter noch eine Schicht Dämmstoff (150-170€/m²)

Das hiesse die eine Wand und der Fußboden würden ca 1500€ kosten. Wenn jemand einen Tipp für soeine Firma in Wien hat würd ich mich freuen, ich vergleich ganz gern Angebote.

Was mir nach euren Infos (Schwingende Lufträume) zu denken gibt: an meiner Wand ist auch ein Kamin mit 3 Rohren der zwar durch mein Haus verläuft aber den Nachbarn gehört. Könnte dieser die grössten Probleme verurasachen, die mit obiger Lösung noch nicht behoben ist?
 
Thema: Raum im Raum als Lärmschutz
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