Gewinde bohren

Diskutiere Gewinde bohren im Forum Metallbearbeitung im Bereich Anwendungsforen - Hallo zusammen, ich möchte mir gerne das richtige Werkzeug zum Gewindebohren zulegen und zwar für M6, M8 und M10. Ich verwende dazu einen...
D_Mon

D_Mon

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Hallo zusammen,

ich möchte mir gerne das richtige Werkzeug zum Gewindebohren zulegen und zwar für M6, M8 und M10. Ich verwende dazu einen Bohrständer und eine "normale" Bohrmaschine. Sacklöcher brauche ich nicht.

Meine Fragen:
  1. Was ist der Unterschied zwischen Einschnitt- und Maschinengewindebohrer. Ich frag deswegen, weil in dem Shop, wo ich geschaut habe, bei den Einschnittgeweindebohrern dabei steht, dass sie sich "neben der Maschinenbetätigung auch für den Einsatz per Hand eignen" und die Maschinengewindebohrer auch den Vierkant für das Windeisen haben.
    Gibt es spezielle Aufnahmen für die Bohrmaschine oder warum ist das so? :kp:
  2. Kann mir jemand sagen, ob diese hier oder jene etwas taugen?
    Wodurch ist bei letzteren der deutlich höhere Preis begründet? Dass die für längere Gewinde ausgelegt sind habe ich gesehen, aber sonst?
  3. Für wie viele Gewinde hält so ein Teil üblicherweise; ich überlege mir, ob es sich bei mir lohnt, einige Euro mehr für die Ausführung mit TIN-Beschichtung zu investieren. (Ich denke mal eher nicht.)
  4. Wie lang sollte ein Gewinde sein (z. B. für M8), damit eine Schraube oder Gewindestange vernünftig halt bekommen?
  5. Ich würde dann noch die Schneidpaste dazu bestellen. Brauch ich sonst noch was?

Ich weiß, lauter Anfängerfragen. Wäre dankbar für Unterstützung.

Gruß
D.Mon
 
Unterschied zwischen Einschnitt- und Maschinengewindebohrer
Der Anschnitt ist unterschiedlich, beim Maschinengewindebohrer länger und angeschrägt, wodurch die Späne besser nach unten abgeführt werden.
Explizit dafür gedachte Gewindebohreraufnahmen greifen auf den Vierkant und haben außerdem eine Rutschkupplung zur Drehmomentbegrenzung damit der Bohrer nicht abbricht. In dem Zusammenhang: Gewindebohrer in normales Bohrfutter funktioniert nur bei relativ neuen Futtern, bei denen die Backen noch nicht verschlissen sind und bei eher kleinen Durchmessern. Linkslauf bei Schnellspannfuttern geht schlecht, da geht das Futter auf.
Für wie viele Gewinde hält so ein Teil üblicherweise
Von Hand und schön geschmiert gefühlt ewig, die Beschichtung lohnt nur beim maschinellen Einsatz
Brauch ich sonst noch was?
Wendeisen, für ein paar Gewinde wär mir persönlich der Bohrständer zu Bohrergefährdend
 
D_Mon schrieb:
das richtige Werkzeug zum Gewindebohren zulegen
Gewinde werden nicht gebohrt sondern geschnitten.
Dass das Werkzeug dazu Gewindebohrer und nicht Gewindeschneider heißt ist eine der auswüchse deutscher Sprache. :crazy:

und zwar für M6, M8 und M10.
Hol dir nen ganzen Satz mit passenden Kernlochbohrern.

Was ist der Unterschied zwischen Einschnitt- und Maschinengewindebohrer.
Um ehrlich zu sein blick ich da auch nicht ganz durch. Soweit ich das Überschaue ist das teilweise eine Frage der Werkzeugwinkel und wo der Span am Ende rauskommt.

und die Maschinengewindebohrer auch den Vierkant für das Windeisen haben.
Gibt es spezielle Aufnahmen für die Bohrmaschine
Ja, gibt es. Alte Ausführung (pre CNC) war sogar mit Längenausgleich.

Und noch ein Hilfsmittel zu dem ich leider nur den englischen Namen kenne: Tap follower. Eine gefederte Spitze die den Gewindebohrer senkrecht hält während man das Windeisen von Hand dreht.
Funktioniert aber nur bei fixiertem Werkstück wenn man nachm Vorbohren gleich das Gewinde schneidet.

Wodurch ist bei letzteren der deutlich höhere Preis begründet?
Anderer Werkzeugstahl. Für "Baustähle" reicht HSSG.

Für wie viele Gewinde hält so ein Teil üblicherweise;
Bei Schmierung und pfleglichem Umgang ne halbe Ewigkeit.

Wie lang sollte ein Gewinde sein (z. B. für M8), damit eine Schraube oder Gewindestange vernünftig halt bekommen?
Normangabe 1,2*d wurde im anderen Thread ja schon genannt.
Als Faustregel kann man auch sagen: mindestens Nenndurchmesser.

Wichtiger Hinweis für dich als unbeleckten: Mehr bringt nicht mehr.
Eine Schraube wird gestreckt, das ist gewollt und gehört zum Funktionprinzip. Diese Streckung verliert sich nach wenigen Gewindegängen. Ist das Gewinde länger steckt da zwar die Schraube drin, erfüllt aber keinen echten Zweck. Es hilft auch nicht gegen ausgerissene Gewindegänge (außer halt insofern das man noch Gewinde übrig hat das man weiter nutzen kann).

Ich würde dann noch die Schneidpaste dazu bestellen.
Jedes Schneidöl* halt ich für tauglich, nur halt mit dem Mehrwert das man mit Öl auch die Kernbohrer schmieren und kühlen kann (tut denen auch gut).

*) Bei Alu: Petroleum.

Brauch ich sonst noch was?
Anständige Kegelsenker. Eine sauber gesenktes (nicht nur entgratetes) Kernloch erleichtert den Ansatz des Gewindebohrers und später der Schraube.

Und Windeisen natürlich. Ich bevorzuge die klassische Ausführung. Hab aber auch die längeren Ratschen im Einsatz wenns mal etwas enger zugeht. Nehm die aber nicht grundsätzlich weil sie mir weniger Gefühl fürs Werkzeug vermittelt.


mfg JAU
 
Die 3teiligen Sätze sind wohl etwas mehr Tolerant wenn man die beim ersten Schneider nicht so ganz winklig angesetzt hat. Mich nerven die allerdings nur noch. Dauert zu lange. Ich benutze nur noch die Maschinengewindebohrer.

Wenn möglich setze ich mit in der Ständerbohrmaschine und Drehung per Hand an, dann sind die auf jeden Fall winklig. Dann den Rest von Hand schneiden.
In Alu o. ä. Mach ich das mit dem Akkuschrauber frei Hand
 
M6, M8 und M10. Ich verwende dazu einen Bohrständer und eine "normale" Bohrmaschine.
Für M10 sollte die Maschine um die 15 Nm Drehmoment haben. Wenn das eine Zweigangmaschine ist, wird das wohl kein Problem sein. Bei einer Maschine mit einem Gang wird das eher nichts.

D_Mon schrieb:
Was ist der Unterschied zwischen Einschnitt- und Maschinengewindebohrer.
Ich kenne das so, dass Einschnittgewindebohrer einen längeren Anschnitt haben als Maschinengewindebohrer, damit das Ansetzen im Handbetrieb ohne die saubere senkrechte Führung durch die Säulenbohrmaschine einfacher ist.
Bei den beiden verlinkten Gewindebohrern passt das aber nicht. Hm... :roll:

Für wie viele Gewinde hält so ein Teil üblicherweise;
Ich nutze unter anderem noch einen dreiteiligen Satz (Vor-, Mittel- und Fertigschneider), den mein Großvater vor ~25 Jahren gekauft hat. Gut, ich schneide bestimmt nur um die 20 Gewinde im Jahr (pro Größe) damit, aber ein paar hundert hat er mit Sicherheit schon geschafft.
Schneidöl oder -paste ist natürlich Pflicht.

ich überlege mir, ob es sich bei mir lohnt, einige Euro mehr für die Ausführung mit TIN-Beschichtung zu investieren. (Ich denke mal eher nicht.)

Wenn eine ganze Serie von Gewinden in einer Größe geschnitten werden soll, würde ich mir dafür einen wirklich guten - gerne auch beschichteten - Gewindebohrer besorgen. Sonst ist das nicht wirklich notwendig (bezogen auf Stahl und Alu, in Edelstahl versuche ich darauf zu verzichten, Gewinde zu schneiden).

Wie lang sollte ein Gewinde sein (z. B. für M8), damit eine Schraube oder Gewindestange vernünftig halt bekommen?

Das hängt von der Festigkeit der Schraube und von der Festigkeit des Grundmaterials ab.
Für Festigkeitsklasse 8.8 der Schraube sind üblich 1,2*d in Stahl und 1,6*d in Alu. Wobei aber bei weichem Stahl oder weichem Alu die Schraubenfestigkeit nicht voll ausgenutzt werden kann (Mit dem Drehmoment etwas unter der Angabe für 8.8 bleiben).
Wie JAU schon geschrieben hast: Ein weiteres Erhöhen der Gewindelänge bringt nichts, weil sowieso nur die ersten paar Gewindegänge den Großteil der Last aufnehmen.
Für Feingewinde gilt aber trotzdem: Einschraubtiefe um Faktor 1,25 erhöhen.
 
ich würde die Bezeichnungen anders definieren,
3 teilige Handgewindebohrer mit Vor-, Mittel- und Fertigschneider sowie 1 teilige Maschinengewindeboher, diese evtl. auch als Einschnittgewindebohrer bezeichnet. Die Spanabfuhr erfolgt je nach Richtung der Spiralnutung nach vorne oder nach hinten.
 
Klasse Forum hier.
Ihr seid echt Spitze! :thx:

Jetzt gerade hab ich hier noch einige Erklärungen gefunden, was mir die Auswahl aber nur bedingt erleichtert :wink:.

Ich nehme jetzt mal die günstigeren mit Form D.
Ich denke für meinen Einsatzzweck sollten die gut sein.

Gruß
D.Mon
 
Ein Satz mit Form C,E wurde kürzlich recht preiswert hier angeboten und verkauft. Hatte ich sogar überlegt zuzuschlagen, bin aber mit M8 bis M12 ausreichend bestückt und will nicht noch mehr rumliegen haben.

PS
 
Hab mich nochmal umentschieden und eine Satz in Form B (M3 bis M12) mit den passenden Kernlochbohrern bestellt, dazu einen Satz Kegelsenker und zwei Windeisen. Bei Bestellung über die Bucht gab es noch zwei Fläschchen Schneidpaste (die man auch zum Bohren nehmen kann) gratis dazu.

Gruß
D.Mon
 
Als Tipp noch:
Falls Du zum Beispiel Aluminium bearbeitest kannst Du Dir auch Gewindeformer holen, damit wird das Gewinde quasi härter gemacht und es fallen keine Späne mehr an um das Gewinde zu formen.
Nach meinen Erfahrungen die beste Art ein Gewinde herzustellen.
 
Wie ist das mit der Schnittgeschwindigkeit bei Alu?
Mir wurde im Geschäft von Gewindeformern abgeraten weil ich die Schnittgeschwindigkeit nicht erreichen würde.

PS
 
Also in Aluminium fahre ich 25m/min Schnittgeschwindigkeit, allerdings ist das auch auf einer CNC Maschine. Ich nheme in der Regel Spiritus beim formen in Alu und hatte bei 500 U/min noch nie Probleme bis M8.
 
Alu steht bei mir zurzeit nicht an.
Die Information ist trotzdem für eventuelle spätere Verwendung abgespeichert.

Gruß
D.Mon
 
Gewindeformer gehen nicht bei jedem Alu. Das sehr angenehm zerspanbare AlCuMgPb ist z.B. aufgrund seiner geringen Verformbarkeit ungeeignet.
 
Oha. 25m/min! :shock:
Hoffmann empfiehlt bei Alu auch etwa 23m/min. Das macht bei M3 rund 2500U/min.
Mir sind bei meiner letzten Gewindebohraktion mit dem Akkuschrauber in Alu(Werkstoff nicht bekannt) bei 100Löchern in Summe vier M3 Gewindebohrer abgeknallt.
Daher probiere ich jetzt doch auch mal Gewindeformer.
Bestellen muss ich sowieso einiges. Auch Gewindebohrer. Da kommt es auf zwei Former nicht an.
Ich werde berichten.

PS
 
Hallo nochmal,

bin stolz wie Oskar.
Dank Eurer Hilfe habe ich heute meine ersten beiden Gewinde geschnitten.

Zum Bohren verwende ich eine alte Bosch CSB 800-2RE.
Die hat für solche wie mich sogar eine kleine Tabelle aufgedruckt, mit welcher vorgewählten Geschwindigkeit man welche Durchmesser in welchem Material bohren soll.
.
170328_CNS800-2re.jpg

.
Auch der Tipp von MSG war gut, den Gewindebohrer im Bohrständer eingespannt von Hand ansetzen, war gut. Hatte ich allerdings auch in YT schon gesehen.

Gruß
D.Mon
 
Thema: Gewinde bohren

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