Warum es keine gescheiten Bücher über das praktische Schweißen gibt ist eine gute Frage.
Zunächst kann ich mir vorstellen, dass gerade die Schweißkünstler teilweise sehr intuitiv arbeiten. Das sieht man ja schon hier im Forum, wenn man nach theoretischen Zusammenhängen fragt: "Red' nicht so viel, kauf dir ein Schweißgerät und übe!" Intuitive Vorgehensweisen, die noch nicht mal dem Schweißer selbst bewusst sind, kann man schwer in Worte fassen. Extremes Beispiel: Man versuche einem Kind, das Fahrrad fahren lernen will, zu erklären, wie Fahrrad fahren geht. Oft hört man sowas wie "Du musst einfach nur das Gleichgewicht halten" oder "Wenn du eine Kurve fahren willst musst du dich in die Kurve hinein legen" Welche komplizierten Differentialgleichungen im Lernprozess und beim späteren Fahren dauernd in unserem Regel-Extraktionsautomat, auch Gehirn genannt, gelöst werden müssen, ahnen nur Mathematiker und Roboterbauer. Die könnten das dann auch in Buchstaben fassen, die dann aber kein normaler Mensch mehr verstehen würde.
Dann könnte ich mir vorstellen, dass richtige Schweißkünstler gar kein Interesse daran haben, ihre überragenden Fähigkeiten, die sie sich teilweise über Jahre hinweg hart erarbeitet haben, weiterzugeben. Wenn sie das nämlich tun, dann sind nachher vielleicht alle seine Leser fast gleich gut und der Schweißkünstler nacher im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr 'hervorragend'. Vielleicht ist es sogar im Gegenteil so, dass sich manche seiner Leser, die sich als Marketing-Experten besser verkaufen können, plötzlich als Schweißguru inszenieren und ihren Lehrmeister alt aussehen lassen.
Last but not least denke ich, man kann mit so einem speziellen Buch nicht nennenswert Geld verdienen. Der Markt hier in D könnte bestenfalls einige Hundert Exemplare aufnehmen, und das auch nur, wenn das Buch wirklich gut wäre. Erst, wenn man es schaffen würde, ein Standard-Lehrbuch für Schulen und Ausbildungbetriebe zu schreiben, könnte die Kasse richtig klingeln.